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Tag 18

07:00 Uhr. Der erste Regentag ? Das Radar zeigt, dass von Nordwest kommend, das Nasse durchzieht und es an meinem Standort gegen 08:00 Uhr wieder trocken sein könnte. Passt doch ganz gut. Meine Route durch Polen geht mit Kurs 63° möglichst geradlinig auf das Dreiländereck Polen-Kaliningrad-Litauen zu. Kaliningrad möchte ich, obwohl es der kürzere Weg durch die baltischen Länder nach Tallinn wäre, nicht durchfahren. Dort wird ein russisches Visum benötigt. Seit dem 01.07. kann dies online und kostenlos beantragt werden. Ich probiere es dann doch. Geht mit dem Smartphone erstaunlich gut.
Der Onlineantrag ist raus, jedoch gilt er frühestens am vierten Tag nach der Einreichung. Das wäre der 10.07., bedeutet ich müsste vor der Grenze noch einen Tag pausieren. Mal schauen. Das Wetter spielt dabei auch noch eine Rolle.

Wie gestern geht es ungewöhnlich lang schnurgerade durch dünn besiedeltes Gebiet hindurch. Auf den normal breiten Landstraßen wird ungeheuer schnell gefahren. Der Rückspiegel ist unter diesen Umständen mein wertvollstes Teil am Rad. Bei entgegenkommenden Fahrzeugen habe ich den nachfolgenden Verkehr im Blick und kann einschätzen wann es eng wird. Nahen diese weißen, kastigen Lieferwagen von hinten, die mit dem binären Gaspedal ( zwei Zustände: Fahren oder nicht fahren ) ist es sehr wahrscheinlich, dass der Fahrer auch bei Gegenverkehr nicht hinter mir bremst und wartet bis er mit genügend Abstand überholen kann. Die fahren immer durch. Pedal dabei in Stellung „Fahren“. Muss wohl eine EU- Regelung sein, welche in diesen Lieferkisten integriert ist, denn bei uns flitzen die ja genauso durch die Gegend.
Das mit dem Regen, ab 8 trocken, hat nicht gepasst. Der Westwind schiebt schweres Gewölk übers Land und kippt immer wieder Wasser auf alles was danach lechzt. Die Hitzewelle hat auch hier ganze Arbeit geleistet, so ist der Regen höchst willkommen. Bis gegen 14 Uhr bin ich vollständig durchdrungen von der Feuchtigkeit. Bei 14° muss ich in Bewegung bleiben, sonst wird es schnell ungemütlich kühl.
Nach 100 km komme ich in Ztotow an. Ein mittelgroßes Städtchen, welches just und bis in den Abend hinein von der Sonne beglückt wird.
Lidl, mein Ziel für die Vesperzutaten. Große Seemöwen sehe und höre ich hier. Die Ostsee ist 110 km entfernt. Mit dem Westwind könnten sie es in 3 Stunden bis hierher schaffen.
Pila ( Schneidemühl ) lag auf dem Weg. Ab 1914 gab es dort das Flugzeugwerk „Albatros“, einer der größten Hersteller für Flugzeuge in dieser Zeit.
Heute Morgen traf ich noch meinen Gastgeber, den Ecofarm-Bauern. Er berichtete mir von den inzwischen 200 Wölfen, welche hier in den großen Wäldern unterwegs sind. Als Bauer hat er bei diesem Thema natürlich seine spezielle Perspektive. Wenn man ihm, dem Lupo, begegnet, dann zurück, jedoch langsam. So sein Rat für mich. In Polen darf man frei zelten, nur auf privatem Grund ist natürlich eine Zustimmung erforderlich. 200 Wölfe, ich, nachts alleine im Zelt, irgendwo abseits der Straße ? Nur einer davon wäre ja schon sehr beachtlich. Muss ich noch mal drüber sinnieren.

Postverteilsystem. Auch eine Lösung für das Problem der „letzten Meile“
Viele Schlösser, alle verschieden, unterschiedlichh alt jedoch ist hier eine andere Verbundenheit gemeint.