11°C am Vormittag. Das ist, nicht nur, nicht gefühlt, definitiv kein Sommer. Werde regenmäßig, pardon, regelmäßig, mit Schauern übergossen. Immer wieder flüchte ich zu halbwegs trockenen Plätzen. Diese Ecke Polens, ist so einsam, dass die Hofhunde keinen Zaun mehr brauchen. Die bleiben am Platz, weil sie nicht wissen, wohin sie laufen könnten. Alles viel zu weit weg.
Was sie tun können, ist auf eine Abwechselung zu warten. Tritt sie ein, kommt Plan A zur Anwendung. A wie Attacke. Dreimal rannten mir heute die Tierchen hinterher. Da war auch ein beeindruckendes Schäferhundpärchen dabei.
Nach dieser wenig lustigen Begegnung befand sich ein in Handreichweite angebrachter Knüppel am Rad. War nicht nur beruhigend, sondern es gab auch keine Attacken mehr. Besser so.
Gegen zwei Uhr am Mittag stand ich vor einem Hinweis mit der Aufschrift „Noclegi“.
Im weiteren Reiseroutenverlauf sind für heute Nachmittag keine weiteren Unterkünfte ( = Noclegi ) zu erwarten. 70 Tageskilometer lagen hinter mir. Hatte die Nase gründlich voll vom miesen Wetter.
So bat ich um ein Zimmer. Bekommen habe ich ein kleines Ferienhäuschen. 10 Meter hinterm Haus, ein herrlicher See.
Sogar Boote gehören zur Ausstattung der Unterkunft.
War noch mit dem Abpacken des Rades beschäftigt, als es an der Türe klopfte und mir ein Teller warmes Essen zugereicht wurde. Einfach so. Die Freude war riesig.
Was während der gesamten Durchquerung Polens zu beobachten war, so auch hier noch, dass es anscheinend relativ leicht ist auf dem Land zu bauen. Möglicherweise auch gefördert durch den Staat. Diese neuen Häuser sind meist üppig in der Größe und haben Grundstücke wie ein Fußballplatz. Hinweisschilder mit dem Text „Sprzedam“ ( Zu verkaufen ), angebracht an alten Häusern, sind ebenfalls übers ganze Land gut verteilt.
Die Grenze zu Litauen befindet sich in 3500 m Entfernung zu meiner Unterkunft. Morgen früh, gleich nach dem Start, geht es also hinein ins Baltikum.
Die Aussichten auf besseres Wetter sind vorhanden 🙂
Mein polnischer Wortschatz:
Dziekuje = Danke
Dobry dzień = Guten Tag
Koniec = Ende
Sprzedam = Verkaufen
Myjnia = Autowaschanlage
Die Kommunikation funktioniert, bezogen auf die notwendigsten Dinge, trotzdem. Die meisten jüngeren Polen sprechen Englisch. Einige können Deutsch, da sie bei uns gearbeitet haben. Sagten mir diejenigen die ich danach fragen konnte.
Für Radreisende sind die vielen modernen Tankstellen wichtige Oasen. Immer ist dort eine gute Kaffeemaschine vorhanden. Und statt 3,75 €, welche bei uns für einen XXL-Becher Kaffee fällig sind, möchte der Tankwart den gleichen Betrag in Zloty. Also ein Viertel unseres Preises.
Meine heutigen Gastgeber betreiben einen Sklep, einen Lebensmittelladen mit Bar und mit einem weiteren, kleinen, proppevoll mit Waren gefüllten Shop. In dem engen Regallabyrinth müssen sich alle Kunden in eine Richtung bewegen. Dort gibt es alles um ein Haus bauen zu können. Zudem Dinge, welche man kaufen müsste, würde man von hier aus ins absolute Off verreisen. Baltikum ? Ich denke nicht.